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Bundesliga-Check: 1. FC Köln
Bundesliga-Check: 1. FC Köln
Wann platzt der Knoten beim Kölner Sturm-Duo?

Beim 1. FC Köln spielen die Minimalisten der Bundesliga. Dazu passend wird es auch im neuen Jahr nur minimale Veränderungen geben, auf eine große Rückrunde sollten die FC-Fans besser nicht hoffen. Trotzdem erinnert sportal.de auch an die wenigen schönen Momente und macht einen Mann gleichzeitig zum Gewinner und Verlierer der Hinrunde.

Falschester Satz aus dem sportal.de-Check im Sommer
Auch bei der Bewertung von Faryd Mondragon lagen wir falsch ("unteres Mittelfeld der Liga"), im Sturm haben wir aber richtig daneben gegriffen und gestehen voller Reue: "Zusammen mit Milivoje Novakovic könnte Poldi eins der gefährlichsten Duos der Bundesliga bilden."

Bester Moment
Mit Blick auf die Fünfjahreswertung der UEFA fragen wir uns schon, ob wir die Kölner in der nächsten Saison in Europa sehen wollen. In der Bundesliga besteht die Gefahr tatsächlich nicht, doch im DFB-Pokal steht der FC im Viertelfinale und bei der Konkurrenz aus München, Gelsenkirchen und Bremen könnte schon die Finalteilnahme für die Europa League reichen. Dass die Kölner überhaupt noch dabei sind, verdanken sie dem wohl besten Spiel der Hinrunde, ausgerechnet gegen Meister Wolfsburg gewannen die Geißböcke dank eines überragenden Manasseh Ishiaku mit 3:2. Im Viertelfinale wartet nun der FC Augsburg.

Schlechtester Moment
Wir schreiben den 17. Spieltag, der 1. FC Nürnberg gibt seine Visitenkarte zum Abstiegskrimi ab. Besondere Hoffnung ruht bei den Keintorhasen, wie schon die gesamte Saison, auf Lukas Podolski, irgendwann muss Poldi doch mal verstehen, dass der Bundestrainer auch Sportschau guckt. Doch nach 29 Minuten ist der Rekord perfekt, Podolski wartet seit 1000 Minuten auf einen Treffer für seinen neuen, alten Club. Auch wenn die Rechnerei acht Minuten später abrupt beendet wird, der Taschenrechner liegt weiter neben der Kölner Mannschaftsaufstellung.

Tor der Hinrunde
Wie man mit besagten zehn erzielten Toren überhaupt auf 18 Punkte kommen kann, ist schon eine Kunst. Drei Treffer verpufften ergebnislos in Niederlagen, deshalb ist es nicht schwer, das eine, besondere Tor zu finden. Nach 408 torlosen Minuten drohte zum Hinrundenabschluss gegen Nürnberg das vierte 0:0 in Serie. Pedro Geromel, die defensive Lebensversicherung der Geißböcke, wollte endlich auch mal - ohne Rücksicht auf Podolski - jubeln und so stieg er im Anschluss an eine Chihi-Ecke am höchsten. Das Tor brachte Müngersdorf zum Kochen und Club-Coach Michael Oenning um den Job.

Gewinner
Was hatte der FC früher nicht eine erstaunliche Masse an Nationalspielern um WM-Teilnehmern? Hans Stollenwerk, Hans Schäfer, Wolfgang Overath, Toni Schumacher, Pierre Littbarski - die Liste könnte beliebig fortgeführt werden. Doch das ist der berühmte Schnee von gestern. Neben Lukas Podolski gibt es zwar noch Nationalspieler anderer Nationen, eine ernsthafte WM-Chance hatte eigentlich keiner. Eigentlich, denn Miso Brecko und Milivoje Novakovic schafften mit Slowenien die Sensation. In der Relegation gegen Russland siegte der Fußballzwerg im Rückspiel sensationell mit 1:0, mit Slowenien fahr'n wir zur WM!

Verlierer
Wie schnell sich der Wind selbst im liberalen und feierbereiten Köln drehen kann, musste Novakovic wenige Stunden nach seinem WM-Coup erfahren. Super-Nova empfand die Qualifikation zusammen mit Brecko als so großen Erfolg, dass er lieber zu einem Staatsempfang gehen wollte, als sich mit den Geißböcken auf die nächste Partie im Abstiegskampf vorzubereiten. Sein Trainer Zvonimir Soldo, ohnehin genervt von vorherigen Eskapaden, setzte Novakovic als Kapitän ab. Eine komplette Ausbootung wäre unnötig und sportlicher Selbstmord gewesen, immerhin erzielte der Stürmer vier der zehn Tore.

Buhmann
Vor über 18 Jahren verunglückte der damalige FC-Stürmer Maurice Banach auf dem Weg zum Training tödlich mit seinem Auto. Bei den Fans ist Banach, obwohl er nur knapp eineinhalb Jahre in Köln spielte, weiterhin sehr beliebt. Umso höher schlugen die Wellen im Dezember, als Banachs Witwe Claudia mit dem FC abrechnete und dabei mit dem ehemaligen Geschäftsführer Wolfgang Schänzler auch einen Mann an den Pranger stellte. Wegen eines Streits um eine Versicherung soll folgender Satz gefallen sein: "Der Geschäftsführer Wolfgang Schänzler zahlte mir nur einen kleinen Teil. Die Begründung: Ich müsste mir ja keinen neuen Mann kaufen, der FC aber einen neuen Stürmer", sagte Claudia Banach bei einem Fan-Stammtisch in Köln.

Darum wird alles besser
In der Ruhe liegt die Kraft - mit diesem Motto ist Zvonimir Soldo als totales Kontrastprogramm zu seinem Vorgänger Christoph Daum beim FC eingestiegen. Das hat sich auf die Mannschaft übertragen und sogar die Fans und das schwierige Umfeld scheint unter dem Leisetreter Soldo realistischer geworden zu sein. Passend dazu haben sich die Kölner auf dem Transfermarkt bisher total zurückgehalten - anders als bei den meisten anderen Abstiegskandidaten.

Weiterführende Links:
Und wie, bitte schön, soll eine erfolgreichere Rückrunde folgen? Youssef Mohamad, der als dritter Kapitän die Binde tragen darf, wird es alleine kaum richten können, auch wenn man mit einer so guten Abwehr kaum absteigen wird. Nach langer und reiflicher Überlegung haben wir dann doch einen Hoffnungsschimmer gefunden und sagen deshalb mit voller Überzeugung, hüstel: Zusammen mit Lukas Podolski könnte Milivoje Novakovic eins der gefährlichsten Sturmduos der Bundesliga bilden.

Prognose
Zu gut für den Abstieg, zu schlecht für einen bedeutenden Sprung in der Tabelle. Klingt langweilig, ist aber so. Die Kölner rutschen wegen ihrer überragenden Defensive nicht unter den Strich, am Ende springt für Poldi und Co. Rang 13 heraus.

Marcus Krämer